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„ABI inklusiv - Schulisches Netzwerk im Landkreis Anhalt-Bitterfeld zum individuellen Lernen“

Handlungsleitend für die Netzwerkstelle „Schulerfolg sichern“ im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist die Vision einer inklusiven Bildungslandschaft. Nur in Zusammenarbeit aller am Bildungs- und Ausbildungsprozess Beteiligten gelingt es, Kinder und Jugendliche für das Lernen und den schulischen Alltag zu begeistern.

Unter dem Motto „ABI inklusiv“ wurde das schulische Netzwerk zum individuellen Lernen von der regionalen Netzwerkstelle in Kooperation mit der Landesweiten Koordinierungsstelle der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) als Veranstaltungsreihe konzipiert. Die vielfältigen Potentiale von Kinder und Jugendlichen in Schule sind Anlass, um sich verstärkt der individuellen Gestaltung von Lernmöglichkeiten zu widmen.

Ein schulübergreifender Austausch ermöglicht es, verschiedenen Fragestellungen in diesem Bereich nachzugehen und anhand vielfältiger Angebote neue Strategien im Umgang zu entwickeln. Im Fokus steht dabei die Betrachtung der schuleigenen Entwicklungsziele und die Identifizierung der Unterstützungsleistungen durch die Netzwerkstelle in diesem Prozess.

Das Netzwerk ist multiprofessionell aufgebaut und die teilnehmenden Schulen werden vertreten durch Schulleitungen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen, Beratungslehrkräfte sowie pädagogische Mitarbeitende. Derzeit arbeiten sechs Schulteams:
  • der Gemeinschaftsschule Muldenstein,
  • der Sekundarschule I Wolfen-Nord,
  • der Sekundarschule „An der Rüsternbreite“ Köthen,
  • der Sekundarschule „Helene Lange“ Bitterfeld,
  • der Sekundarschule Raguhn sowie
  • der Sekundarschule „Völkerfreundschaft“ Köthen
aktiv mit.

Die Auftaktveranstaltung am 12. Januar gab den Teilnehmenden zunächst Raum und Zeit, um sich mit den individuellen Bedarfen und Entwicklungszielen der einzelnen Schulen auseinanderzusetzen sowie konkrete Verabredungen für die weitere Zusammenarbeit zu treffen. Als Schwerpunktsetzungen des Netzwerks kristallisierten sich heraus: Förderung einer intensiveren Kooperationskultur sowie gemeinsame Arbeit an einer individualisierten Aufgabenkultur.

Das 2. Treffen am 30.März hatte eine Hospitation und den Fachdialog mit der der Martin-Luther-Universität zum Schwerpunktim Gespraech


Der Blick in die Klassenräume der zwei 7. Klassen der Sekundarschule Raguhn verrät dem Betrachtenden, dieser Unterricht hat nichts mit Frontalunterricht zu tun: Schülerinnen und Schüler sitzen in mehreren Kleingruppen am Laptop, aus Kisten werden eifrig Materialien zusammengesucht, die beiden Lehrkräfte werden nach kleinen grünen Karten und einem Tablet gefragt.

Diese etwas andere Unterrichtsgestaltung nutzt die Methode des „Projektorientierten Lernens“, kurz PoL, lassen sich die 20 Besucher*innen von der Lehrerin Liane Fromme erklären. Die Mitglieder des „Schulischen Netzwerks im Landkreis Anhalt-Bitterfeld zum individuellen Lernen“ folgten gern der Einladung der Sekundarschule Raguhn das 2. Netzwerktreffen mit einer Hospitation zu verknüpfen.

Zwei engagierte Lehrkräfte des 7-köpfigen PoL-Teams standen auch im Nachgang Rede und Antwort. Das Projektorientierte Lernen wird seit 2012 an der Sekundarschule Raguhn angeboten. Die Teilnahme an einem Schulversuch unterstützte die Schule beim Aufbau der Strukturen und der Implementierung in den Unterrichtsalltag. Derzeit wird PoL ab dem 2. Halbjahr der Klassenstufe 7, sowie in einem zweiten Durchgang in den 8. Klassen im 1. Schulhalbjahr durchgeführt. Klassenübergreifend wird an 6 Terminen mit je 4 Stunden an Projektthemen – sowohl in Kleingruppen als auch individuell – gearbeitet. Die Ergebnisse werden in beiden Durchgängen an je zwei Terminen präsentiert.
Austausch
Die Erfolge sind für die Schule, die Lehrkräfte und Schüler*innen spürbar. „Stärkung des Zusammenhalts der Jahrgangsteams, Intensivierung der Beziehung Lehrkraft – Schüler*in, Wissens um die eigenen Stärken, spürbar verbesserter Umgang mit Technik und Mut die Ergebnisse vor größerem Publikum zu präsentieren“, so fassen die Lehrkräfte positiven Entwicklungen zusammen.


Der zweite Teil der Netzwerk-Veranstaltung wurde von der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg gestaltet. Rahel Szalai, Koordinatorin im Zentrum für Lehrerbildung, stellte in ihrem Vortrag „Individuelles Lernen als Chance“ heraus. Schüler*innen sind nicht länger ‘Subjekte des Wissens‘, sondern werden als ‘Subjekte des Lernens‘ in den Mittelpunkt gestellt. Durch diesen Lernprozess erfahren die Schüler*innen Selbstwirksamkeit, der zu intrinsischer Motivation führt. Lehrkräfte werden in diesem Zusammenhang zu Lernbegleitern, die individuelle Lernwege zulassen und unterstützen, aber auch individuelle Lernfortschritte honorieren.

Die anwesenden Schulteams hatten anschließend selbst Gelegenheit eine Variation des individuellen Lernens auszuprobieren – das Stationenlernen. An 13 Tischen konnten verschiedene Materialien, Vorlagen, Methoden ausprobiert werden. „Die konzentrierte Zusammenstellung der Materialien hat mir gut gefallen“, so eine Teilnehmerin. Das anwesende Schulteam der Sekundarschule An der Rüsternbreite Köthen stellte fest, „dass das Stationenlernen eine Anregung zum Austausch mit Schulkolleg*innen“ bot.

Das 3. Treffen fand am 08. Mai  in der Sekundarschule „Heinrich Heine“ – Ganztagsschule in Halle-Neustadt statt.
Hier die Eindrücke einer Teilnehmerin:

"Nach einem kurzen Input der Schulleiterin Mandy Rauchfuß wurden wir von sechs verschiedenen Schülerteams abgeholt, damit wir die Schule mit ihren Projekten zum individuellen Lernen kennenlernen.

Unsere Schülerguides waren Patrick und Tom aus der 9. Klasse. Wortgewandt, immer freundlich, führten sie uns von Raum zu Raum. Sie zeigten uns das wunderschöne von Bilfinger gesponserte Tonstudio, an dem mehrere Schüler*innen saßen und Titel zusammenschnitten. Im gleichen Raum saßen Schüler*innen, die mit dem Programm Synthesia über Kopfhörer selbstständig am Keyboard übten. exkursion

Im nächsten Raum spielten 6 Schüler in der Gruppe Gitarre. „Mein Hut der hat drei Ecken“ und „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ hörten sich schon gut an. Im Computerkabinett wurde der Surfschein erworben oder man baute mit Minecraft gemeinsam Häuser und schulte sein logisches Denkvermögen bzw. seine Kooperationsfähigkeit ganz spielerisch.

In der Turnhalle lernten wir die neue Sportart Jugger, eine moderne Sportart, welche die Eigenschaften von Mannschaftssport mit Elementen verschiedener Individualsportarten wie Fechten oder Ringen miteinander verbindet, kennen.

Auf der anderen Seite der Turnhalle übte die Zirkus-AG.

Wir sahen noch die kreative Töpfer-AG, Jungs und Mädels, die in der Hauswirtschaftsküche für uns zum Mittag belegte Brötchen schmierten und liebevoll garnierten, Kuchen buken, gefüllte Eier herstellten und Würstchen warm machten.

Auch den Bereich der DAZ- Klassen und die Arbeit in den PL Klassen wurden uns präsentiert.

Neu ist es, dass die 8. Klasse einen Tablet-Versuch startet. Die Schüler*innen übten sehr fleißig das Handling, um für alle Unterrichtsfächer fit zu werden.

Tom und Patrick waren sehr gut in der Lage all unsere Fragen ausführlich zu beantworten und scheuten sich auch nicht uns Fragen zu stellen. Vor dem Mittag wurden die offenen geblieben Fragen noch einmal von Frau Rauchfuß beantwortet. Nach diesem schönen Einstieg gab es dann in der Cafeteria Mittagessen.

Nach zwei kurzen Spielen zur Auflockerung ging es an die Fortführung der eigentlichen Arbeit. Wir bekamen pro Schule unsere beim 2. Treffen ausgearbeiteten Zielstellungen zum Überarbeiten und Ergänzen.

Im letzten Teil der Veranstaltung stellte jeder seinen Arbeitsstand vor und bekam von allen anwesenden Schulen kollegiale Beratung und Tipps.

Auch beim 3. Treffen verging die Zeit wie im Flug und durch das Netzwerk nimmt man immer wieder neue Ideen für seine eigene Schule bzw. seine eigene Arbeit mit. Ich freue mich schon auf das 4. Treffen, das am 18. Oktober 2017 stattfinden wird."

Die Netzwerkstelle „Schulerfolg sichern“ im Landkreis Anhalt-Bitterfeld dankt Sabine Rosenthal, Lehrerin an der Sekundarschule Raguhn, herzlich für die Schilderung ihrer persönlichen Eindrücke in diesem Bericht.